Knapp, knapper, Damen1- der Klassenerhalt ist geschafft

von fruecker, 25. März 2014
Team_bearbeitet-1TV Waldgirmes – SV Steinwenden 3:2 (-20, -21, +18, +22, +12). Da kann der Tatort am Sonntag einpacken, denn die Spannung in der Atzbacher Halle war riesig. Das Motto an diesem Spieltag der 1. Damen des TV Waldgirmes schien wohl „Knapp-Knapper- TVW Mädels“ und nicht „Feuer frei“. Auch einen Tag nach dem wohl spannendsten Spiel der Saison können es die Regionalligaspielerinnen des TV Waldgirmes noch immer nicht fassen. Der Klassenerhalt ist geschafft, aber so knapp wie schon lange nicht mehr, denn am Ende des Spiels war klar: Hätten die Mädels nicht einen verdammten Punkt geholt, wären sie, da die anderen Spiele allesamt derart ungünstig endeten, in die Oberliga abgestiegen. Und nach Ende des zweiten Satzes glaubte wohl niemand mehr so wirklich, dass der TVW das Spiel noch dreht, aber von Beginn an: Schleppend starteten die Mädels Rund um Trainer Schosch Quillmann in das Spiel gegen den SV Steinwenden, der ebenfalls gegen den Abstieg spielte und hochmotiviert auftrat. Fast von Beginn an lief der TVW immer 1-2 Punkte hinterher und war auch in der Abwehr immer einen Schritt zu spät am Ball; hier erschwerte das eigene Blockspiel die Abwehrarbeit im Hinterfeld, denn oftmals wurden die Anweisungen des Trainers nicht konsequent genug umgesetzt. Erspielte Chancen wurden dann deutlich häufiger als sonst im Angriff unnötig vergeben. Man merkte den Hessinnen den Druck unter dem sie standen in vielen Aktionen deutlich an. Im Laufe des Satzes schafften es dann die Pfälzerinnen 18:14 in Führung zu gehen und sich etwas Luft zu verschaffen. Obwohl die Waldgirmeserinnen es nach der Einwechslung von Amrei Smekal noch einmal schafften auf 2 Punkte heran zu kommen, mussten sie den Satz dennoch mit 25:20 Punkten und der Erkenntnis, dass die Spielerinnen des SV Steinwenden stark aufgelegt waren, abgeben.

Im 2. Durchgang führte zunächst die Gastgeberinnen mit 0:4 und dann mit 4:10 Punkten; endlich hatte man scheinbar in die Partie gefunden und zur gewohnten Aufschlagstärke zurückgefunden, jedoch schafften es die unermüdlich kämpfenden Gäste beim 13:13 erstmals auszugleichen, während sich auf Seiten der Waldgirmeserinnen erneut die Fehler einschlichen und am Ende zum Satzverlust mit 21:25 Punkten führten. 2:0 lag man nun in diesem wichtigem Spiel hinten und hatte sich mit allem anderem, nur nicht mit konsequentem Handeln und entschlossenen Aktionen, bekleckert. Dieser wichtige eine Punkte, den man unbedingt haben wollte, um nicht auf Kassler Schützenhilfe angewiesen zu sein – die es leider nicht gegeben hat -, schien in unerreichbarer Nähe. Man stand nicht nur am Abgrund, scheinbar rannte man mit übertriebenem Anlauf darauf hinzu.

Und es sollte nicht besser werden, zu Beginn des dritten Satzes musste Zuspielerin und Aufschlagass Milena Potpara das Spielfeld auf Grund von Kreislaufproblemen verlassen und Noemi Salomon betrat das Feld. Starke Probleme in der Annahme sorgten dann für eine 7:1-Führung für die Pfälzerinnen. Schritt für Schritt gelang es dann jedoch die eigene Annahme zu stabilisieren, so dass man immer besser im Angriff punkte sammeln konnte. Ebenso verbesserte sich die Block- und Abwehrarbeit deutlich, so dass immer mehr Bälle, denen die TVW Mädels zu Beginn des Spiels noch hinterherschauen mussten, doch noch im Spiel gehalten werden konnten. Endlich hatten sich die Damen aus Waldgirmes auf ihre Gegnerinnen eingestellt und fanden in ihr gewohntes Spiel zurück. Die beim Spielstand von 3:9 gegen den TVW eingewechselte Mareike Müller schaffte es dann dank gezielter und druckvoller Aufschläge zum 13:13 auszugleichen und so langsam lief es scheinbar wie am Schnürchen: der Block setzte einige gute Akzente und in der Abwehr wurde gefightet, bis man im Gegenangriff den Ball tot machen konnte. Als nächstes sammelte Gudrun Treutlein mit starken Aufschlägen 5 Punkte und im Anschluss daran zeigte Noemi Salomon scharfe Flatteraufschläge, die nur knapp über die Netzkante schossen und das Leben der Gäste erschwerte. Gute Aktionen der TVW Mädels und Gegner, die nach 2 gewonnen Sätzen scheinbar anfingen Nerven zu zeigen und immer mehr Eigenfehler machten, ließen das Publikum wieder aufleben, welches seine Mannschaft lautstark unterstützte und die Mädels weiter antrieben. Einen 25:18 Erfolg konnte das Waldgirmeser Team erspielen und hatte nun neuen Mut geschöpft.

Was war das für eine Aufholjagd gewesen, die Trainer Schosch Quillmann wohl ein paar graue Haare verschafft hat!

Doch ein gewonnener Satz würde dem TV Waldgirmes im Kampf gegen den Abstieg nicht viel bringen, auch der nächste Satz musste geholt werden, um sicher in der Liga zu bleiben und so hieß es erneut Nerven bewahren und konzentriert handeln. Erneut schafften es die Gäste aus der Pfalz zu Beginn des Satzes einen 5-Punkte-Vorsprung zu erspielen, den die Hessinnen jedoch bereits zur Mitte des Satzes wieder aufgeholt hatten. 150 Zuschauer sahen lange, spektakuläre Ballwechsel, bei denen beide Teams keinen Moment auch nur einen Punkt an den Gegner abgeben wollten. Bis zum Spielstand von 22:22 ging es rege hin und her und am Ende war es eine nervenstarke Gudrun Treutlein, die stark aufschlug und somit großen Druck auf den Gegner ausübte, der Nerven zeigte und nicht mehr so konsequent angriff und des öfteren im Block hängen blieb. Kaum fassbar und vor 2 Sätzen noch für die meisten undenkbar gewannen die TVW-Mädels den 4. Satz mit 25:22 Punkten und konnten zum 2:2 in Sätzen ausgleichen. Die Halle tobte und die Waldgirmeser Mädels konnten ihre Tränen der Freude und Erleichterung nicht mehr zurückhalten. Der Klassenerhalt war geschafft – die ganze harte Arbeit hatte sich bereits gelohnt. Frei aufspielend konnten die Mädels nun endlich ihren Zuschauern das zeigen, was sie sich von Beginn an vorgenommen hatten: einen Sieg!

Im letzten, alles entscheidenden Tiebreak konnte das Team um Kapitänin Frauke Teßmer immer eine knappe Führung halten. Steinwenden konnte sich zwar noch einmal an ein 11:11 herankämpfen, doch zeigte dann Nerven und verspielte mehrere direkte Bälle deutlich im Angriff, während Waldgirmes, die man als Tie-Break-Kings bezeichnen kann (8 Mal mussten die Damen bis dato in den Tiebreack, 6 davon konnten sie für sich entscheiden), nicht aus der Ruhe kam. 15:12 konnte man den Satz für sich entscheiden und so das Spiel noch einmal um 180° wenden.

Nach 124 Minuten war der Krimi vorbei, Waldgirmes konnte sich 3:2 gegen den SV Steinwenden durchsetzen und eine jubelnde 1. Damen lag sich in den Armen. Während die einen vor Freude nicht mehr aufhörten zu jubeln und gemeinsam zu einem „Humba“-Gesang mit der 1. Herrenmannschaft, die am Tag zuvor Meister in der 3. Liga Süd geworden war, anstimmten, flossen auf der anderen Seite, bei den Pfälzerinnen dicke Tränen. Man hatte sich nicht nur das bereits als gewonnen geglaubte Spiel aus den Händen nehmen lassen, sondern den Klassenerhalt verspielt. Angesichts der ungünstigen Konstellation, dass der TV Jahn Kassel – Aufsteiger der Saison – gegen Schlusslicht Freisen 1:3 verliert, fehlt den Steinwendnerinnen am Ende genau ein Punkt, um den Klassenerhalt zu erreichen.

Trainer Schosch Quillmann bedankte sich im Anschluss an das Spiel in einer rührenden Rede bei den Fans für die grandiose Unterstützung und wird aber wohl noch ein paar Tage brauchen um diesen aufreibenden letzten Spieltag zu verarbeiten.

Mareike Müller resümierte nach dem Spiel: „Das war ganz schön knapp – nächste Saison bitte nicht nochmal!“ Des Weiteren bedankt sie sich bei allen Zuschauern für die 150€, die insgesamt gespendet worden sind: „Unsere Fans unterstützen nicht nur uns mega geil! Mit diesem Erfolg der Spendenaktion haben wir nicht gerechnet! Vielen, vielen Dank nicht nur von uns als Mannschaft, sondern ich weiß auch, dass alle Kinder und Freiwillige vor Ort sich riesig freuen und unendlich dankbar sind! Meine Freude ist grade doppelt so groß, Klasse gehalten und gleichzeitig wundervolle Menschen unterstützt – ich kann nicht mehr, ich muss jetzt erst Mal duschen!“

In der kommenden Woche wird das Geschehene erst Mal verarbeitet, am Wochenende nochmal kräftig mit allen der Saisonabschluss gefeiert und dann muss man mal sehen, wie es weiter geht in der ersten Damen des TV Waldgirmes, denn nach dem Trainerwechsel im hieß es, dass Schosch die Damen vorerst bis zum Saisonende unterstützt und man dann mal weitersehen müsse. Es ist klar, dass die Mädels überaus dankbar für Quillmans Arbeit sind. Weiterhin wird gemunkelt, dass sie sich sehr freuen würden, wenn Schosch sich weiterhin ihrer annimmt 😉 In diesem Sinne: Feuer frei!

Es spielten: Svenja Hemmer, Elke Kadsewitz, Julia Maslanka Mareike Müller, Milena Potpara, Aylin Salomon, Noemi Salomon, Amrei Smekal, Jewi Stasiok, Frauke Teßmer, Gudrun Treutlein, Theresa Will